Last Updated on Januar 30, 2024 by Mehmet Topal
Die wirtschaftliche Renaissance der Türkei aus der Sicht von JP Morgan
Bei einem kürzlich von JP Morgan veranstalteten Investorentreffen beleuchtete Stefan Weiler, Leiter der Fremdkapitalmärkte für Mittel- und Osteuropa, den Nahen Osten und Afrika (CEEMEA). Das wachsende Interesse der globalen Investoren gemeinschaft an der Türkei. Der Stimmungs umschwung wird auf bedeutende Veränderungen in der makroökonomischen Politik. Einen bemerkenswerten Wandel in der Marktwahrnehmung gegenüber dem Land zurückgeführt. Werfen wir einen detaillierten Blick auf die wirtschaftliche Renaissance der Türkei aus der Perspektive von JP Morgan und auf die Aussichten für die wirtschaftliche Zukunft und die Regierungspolitik.
Seit der Ernennung eines neuen Wirtschaftsteams nach den Wahlen im vergangenen Mai ist bei Anlegern, Vermögensverwaltern und Analysten eine deutliche Verschiebung der Aussichten für türkische Vermögenswerte zu verzeichnen. Diese positive Stimmung hängt mit der Hinwendung der Türkei zu einer konventionellen Geld- und Fiskalpolitik zusammen, die zu einer allgemeinen Verbesserung des Marktvertrauens beigetragen hat.
Weiler betonte die erheblichen Veränderungen in der Marktstimmung seit den Wahlen, wobei das Wirtschaftsteam den politischen Anpassungen Glaubwürdigkeit einflösste. Obwohl die Türkei derzeit von großen Agenturen über ein B-Rating verfügt, herrscht Optimismus und Vorfreude auf mögliche Hochstufungen, wobei der Markt bereits Verbesserungen einpreist, die mit einem BB-Kreditrating vergleichbar sind.
Bonitätsbewertung der Türkei
Ratingagenturen wie Fitch, S&P Global und Moody’s haben ihre Aussichten für die Türkei auf „positiv“ revidiert und dabei einen entscheidenden Wandel in der Wirtschaftspolitik, insbesondere eine Rückkehr zur orthodoxen Geldpolitik, angeführt.
Weiler betonte das Potenzial für Upgrades in diesem Jahr, auch wenn die Rendite der Investition einige Zeit in Anspruch nehmen könne. Er erörterte die positiven Auswirkungen wirtschaftspolitischer Veränderungen während des Investorentreffens, bei dem türkische Beamte die Auswirkungen und Zukunftserwartungen darlegten.
Weiler räumte zwar ein, dass sich die Lage verändert und ein erheblicher Teil der Investoren gemeinschaft sich erneut mit der Türkei beschäftigt, merkte jedoch an, dass nicht alle Investoren zurückgekehrt seien. Einige vorsichtig seien, bis sie feststellen, dass mehr Zeit vergeht.
Weiler schlug vor, dass die Zentralbank der Republik Türkei (CBRT) den Markt weiterhin steuern sollte, möglicherweise durch weitere Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation. Trotz der Erwartung einer Zinserhöhung deutete Weiler an, dass sich der Markt seinem Höhepunkt nähern könnte.
Weiler zeigte sich hinsichtlich der Emissionen der Türkei optimistisch und prognostizierte ein Rekordjahr bei den Gesamtemissionen, einschliesslich Unternehmens- und Staatsanleihen. Er rechnet damit, den bisherigen Rekord von 20 Milliarden US-Dollar zu übertreffen, und geht persönlich davon aus, in diesem Jahr Emissionen im Wert von 25 Milliarden US-Dollar oder mehr zu erwarten.
Herausforderungen meistern und Wachstum prognostizieren
Weiler verwies auf die Fortschritte bei der Erzielung einer positiven Realzinsrendite, die zu erhöhten Zuflüssen in die lokale Kurve beitrügen. Große Investmentfirmen wie Vanguard und Pimco haben sich nach der Änderung der makroökonomischen Politik wieder am türkischen Anleihenmarkt engagiert.
Neben diesen großen Investmentfirmen hätten auch andere prominente Investoren begonnen, Interesse an der Türkei zu zeigen, erwähnte Weiler. Die Umsetzung einer erheblichen Zinserhöhung um 650 Basispunkte durch die CBRT im Juni, die erste derartige Maßnahme seit 27 Monaten, spielte eine entscheidende Rolle bei der Erneuerung des Anlegerinteresses.
Seitdem hat die CBRT ihre aggressive Politik fortgesetzt und den Leitzins um insgesamt 3.400 Basispunkte auf 42,5 % angehoben. Das Engagement der Zentralbank, die Inflation zu bekämpfen und eine positive Realzinsrendite aufrechtzuerhalten, stieß bei den Anlegern auf positive Resonanz.
Weiler erkannte die wirtschaftlichen Herausforderungen der Türkei an. Wie etwa eine Inflation von über 60 % und Zinssätze von 42,5 %. Er betonte jedoch den positiven Verlauf bei der Bewältigung dieser Herausforderungen und zeigte sich zuversichtlich, dass die Türkei in der Lage sei, mehr Zuflüsse in ihre lokale Kurve zu locken.
Die bevorstehende Zinsentscheidung der CBRT war ein Diskussionspunkt, wobei Ökonomen eine mögliche Erhöhung um 250 Basispunkte auf 45 % schätzen. Weiler wies darauf hin, dass der Markt zwar mit weiteren Zinserhöhungen rechnet, die allgemeine Stimmung jedoch darin besteht, dass der Höhepunkt näher rückt.
Weiler schloss das Interview mit einem optimistischen Bild der wirtschaftlichen Aussichten der Türkei. Und erwartete ein Rekordjahr in Bezug auf Emissionen und ein anhaltendes erneutes Engagement der Anlegergemeinschaft. Trotz bestehender Herausforderungen haben die entscheidenden Veränderungen in der Wirtschaftspolitik und die Verpflichtung zur Haushaltsdisziplin. Die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Türkei in absehbarer Zukunft möglicherweise wieder einen Investment-Grade-Status erreichen kann.